Von der Gründung bis zum Zusammenbruch der Monarchie

Die Grundlage für eine akademische Verbindung in Klosterneuburg war erst nach dem vollen Ausbau des 1902 begründeten Gymnasiums, und zwar mit dem ersten Maturajahrgang, gegeben. Sogleich faßten in Klosterneuburg wohnhafte katholische Studenten den Entschluß, eine am Ort ansässige Verbindung zu gründen, die sie unter dem Namen Welfia am 10. Juli 1910 im Rahmen eines Festaktes der Öffentlichkeit präsentierten. Ungeachtet der sofort einsetzenden Proteste insbesondere von Seiten der sogenannten "Nationalen", die zu dieser Zeit weitestgehend die geistige Landschaft an den Wiener Hochschulen prägten, fand die neugegründete Studentenverbindung regen Zuspruch bei den Klosterneuburger Maturanten. Aus neun Gründungsmitgliedern hervorgegangen zählte Welfia zu Ende des ersten Weltkrieges bereits 55 Mitglieder.

Eineinhalb Jahre nach ihrer Gründung konnte Welfia die neu eingerichtete Bude beziehen, die ihr vom Chorherrenstift Klosterneuburg unter dem damaligen Abt Friedrich Gustav Piffl - nachmals Erzbischof von Wien - im Obergeschoß des Stiftskellers zur Verfügung gestellt wurde. In diesem Vereinslokal wird die Verbindung bis zu ihrer Auflösung im März 1938 bleiben.

Die NS-Zeit

Die "Gleichschaltung" des CV unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland führte nicht nur zur Gründung des Österreichischen Cartellverbandes (ÖCV) im Jahre 1933, sondern ließ auch klar erkennen, was die österreichischen CV-Verbindungen im Falle einer NS-Machtübernahme in Österreich zu erwarten hätten. Tatsächlich wurde noch am Abend des 11. März 1938 die Welfenbude aufgebrochen, das Verbindungseigentum beschlagnahmt und die Verbindung ebenso wie der ÖCV in der Folge aufgelöst. Trotzdem gelang es noch, einige Inventargegenstände, Archivbestände und das Gründungsbild, das heute noch den Kneipsaal ziert, sicherzustellen und über die NS-Zeit hinaus zu bewahren. Bis zum Zusammenbruch im Jahre 1945 gab es nur private Kontakte zwischen den Verbindungsmitgliedern - die Weiterführung als geheime Organisation hätte ohne Zweifel eine Vielzahl von Welfen in eine lebensbedrohende Situation gebracht. Dennoch schlossen sich einige Welfen der Widerstandsbewegung unter dem Chorherrn Roman Karl Scholz an und wurden dafür zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Die Zeit nach 1945 bis heute

Die wiedergewonnene Unabhängigkeit im Jahre 1945 führte noch im Sommer dieses Jahres zur Vorbereitung der Reaktivierung der Verbindung, sodaß schon zum Leopoldifest im November 1945 die ersten Neuaufnahmen vorgenommen werden konnten. Die alte Bude im Stiftskeller, den sich die sowjetische Besatzungsmacht für eigene Zwecke angeeignet hatte, stand freilich nicht mehr zur Verfügung. Wieder war es das Chorherrenstift Klosterneuburg, das hilfreich zur Seite stand und im Jahre 1956 im Erdgeschoß des ehemaligen Bezirksgerichtsgebäudes (vis-à-vis des Stiftskellers) eine großzügige Bude zur Verfügung stellte. 1990 wurde der kleine Platz vor der Bude (heute "SAP-Parkplatz") anläßlich des 80. Stiftungsfestes in "Welfenplatz" umbenannt.

Insgesamt waren die Jahre nach 1945 geprägt von innerer Konsolidierung. Wenngleich die Mitgliederzahlen nicht mehr so rasch anstiegen wie in der Zwischenkriegszeit, war der Bestand der Verbindung eigentlich nie gefährdet. Welfia zählt heute 125 Mitglieder, die in den verschiedensten Sparten beruflich tätig sind bzw. den unterschiedlichsten Studien nachgehen: Entsprechend den - unverändert gebliebenen - Grundwerten der Verbindung engagieren sich zahlreiche Welfen in der Politik, in ihren Pfarrgemeinden oder auch sonst im gesellschaftlichen Leben. Dieses Engagement wird von der Verbindung bewußt gefördert und unterstützt. Besonderes Augenmerk legt die Verbindung auch auf die Fortbildung ihrer Mitglieder - nicht zufällig zählt die KHV Welfia daher zur treibenden Kraft in der "Klosterneuburger Akademie".